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Texte

Papa, du fehlst

Ich glaube ich werde niemals verstehen, warum du gar kein Licht mehr gesehen hast. Ich kenne den auch, den dunklen Tunnel, aber irgendwer drückt mir immer eine Taschenlampe in die Hand. Ich hätte am liebsten mein ganzes Geld in Taschenlampen investiert, dir alle Taschenlampen dieser Welt gekauft, um dich vor der unerträglichen Dunkelheit zu beschützen.

Ciao Cool Girl

Ich dachte immer ich sei ein Travel Girl, jede freie Minute nutzend, um den nächsten Trip zu planen, niemals im Hotel, wie uncool, sondern irgendwo, wo es aufregend ist. Als meine Luftmatratze letztes Jahr beim Campen im Zelt in Frankreich mitten in der Nacht die Luft verloren hat, habe ich mich ins Hotel gewünscht und mir geschworen, dass ich nurnoch Luxus Camping mache in Zukunft. Ich neige dazu, diese Gedanken zu vergessen und Dinge retrospektiv zu verklären. Campen, wie romantisch, und auf dem Boden schlafen ist doch gar nicht so schlimm. Ich nehme mich also als richtiges Camping-Girl war, einen Karabiner immer am Schweizer Taschenmesser tragend, mit einem stählernen Magen, der Leitungswasser von überall verträgt.

Keine Klausurenphase in Aleppo

Der Februar ist der anstrengendste Monat im Jahr finde ich. Nicht wegen Fasching oder weil man jedes Jahr neu überlegen muss, ob es den 29. gibt. Der Februar ist der anstrengendste Monat, weil vor ihm schon Januar, Dezember, November und Oktober anstrengend waren. Weil wir seit fünf Monaten mit hochgezogenen Schultern wie Pinguine durch den Regen laufen und unsere Nase sehnsüchtig Richtung Sonne strecken, wenn sie sich dann mal blicken lässt. Winter macht müde und das Grau der Jahreszeit frisst sich irgendwie in unser System und macht uns ein bisschen trauriger, als wir es sonst sind.

An Bahnhöfen

Weihnachten als Scheidungskind ist jedes Jahr blöd. Es wird blöder, je älter man ist, weil man weniger Zeit hat, die man dann auch noch aufteilen muss, obwohl man sie bräuchte, um zu entspannen. Familienurlaub ist kein Urlaub, es ist Stress, trotz Vorfreude. Das Bett, in dem ich nachts wach liege ist unbequem und jedes Jahr aufs Neue versuche ich meinen Platz zu finden, in einem Zuhause, dass schon lange nicht mehr meines ist.

Und danach?

Und danach? Zwischen Postmaterialisten und Politikern, die mit Privatjets zu Hochzeiten fliegen, auf denen Punks neben Bundeskanzlern Fischbrötchen essen, ist es gar nicht so leicht, sich zu orientieren. Das Metaverse überflutet unsere Realität mit Möglichkeiten und ab und zu bleibt etwas in unserem Aufmerksamkeitsnetz länger hängen als einen Swipe lang. Meistens sind das die Urlaubsbilder von der Freundin, die schon seit zwei Jahren mit dem… Weiterlesen »Und danach?

Och, Fynn

Fynn Kliemann – Kapitalisiertes Gutbürgertum stinkt Wüsste man nicht um die Vorgeschichte, könnte man auf den ersten Blick ganz unvoreingenommen meinen, dass es ihm tatsächlich leidtut, wie er dasitzt, betrübt auf seinen Zettel blickt und sein Statement vorliest. Fynn Kliemann kennt seit diesem Freitag wohl fast jede:r. Normalerweise würde ihn diese Medienwirksamkeit freuen, normalerweise funktioniert das auch ganz gut: die Inszenierung als planloser Hipster, der… Weiterlesen »Och, Fynn

Ich bin ein Star holt mich hier raus

Ich bin ein Star holt mich hier raus Vergangenes Semester musste ich einen Essay über Atomwaffen schreiben, und ob Deutschland welche zur Abschreckung besitzen sollte. Ob Auf-, oder Abrüstung geostrategisch sinnvoller wäre und wie ich generell über Massenvernichtungswaffen denke. Ich studiere Friedensforschung. Für mich waren diese Gedankenexperimente ganz einfach zu führen. Natürlich Abrüstung, hallo?! Das war letztes Jahr im August. Die Taliban haben es sich… Weiterlesen »Ich bin ein Star holt mich hier raus

(Post)-Essstörung

(Post)-Essstörung: Diese Hose ist für Kinder Nach langer Zeit zwischen Systemkritik und politischen Kommentaren möchte ich hier mal wieder eine ganz persönliche Geschichte aus meinem Leben teilen. Es geht um meine frühere Magersucht und wie sie heute immer noch manchmal Einfluss auf mein Leben hat. Es geht um Schönheitsideale, Körperwahrnehmung und Hormone, Perfektionismus, Leistungsdruck, Selbstwert, und wie schwer es ist, seinen ganz eigenen Platz zu… Weiterlesen »(Post)-Essstörung

Aprilgedanken

Aprilgedanken Mein Opa wurde gestern im Friedwald bestattet. Während mein Onkel über einen Blumenkranz stolpert, der sich unter einer zarten Schneedecke versteckt, fragt meine kleine Cousine, ob die Urne ein Loch hat, damit Opa rausgucken kann. Wir lachen und weinen und es ist so kalt, dass meine Gefühle ein kleines bisschen betäubt sind. Hochsommer im März, Schnee im April Genauso fühle ich mich auch. Irgendwie… Weiterlesen »Aprilgedanken

Bombenstimmung

Bombenstimmung „Hipp, hipp, hurra, alles ist super, alles ist wunderbar, Hipp, hipp, hurra, Alles ist besser, als es damals war“ – ich beobachte mich selbst dabei, wie ich in der Sauna sitze, an einem Samstagabend, die Musikbox schmilzt in der Mitte des Raumes, während Farin Urlaub und Bela B die wunderbare Welt besingen. Die Frauen neben mir wippen im Takt. Mir ist ein bisschen schlecht,… Weiterlesen »Bombenstimmung