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Erwachsenwerden

Papa, du fehlst

Ich glaube ich werde niemals verstehen, warum du gar kein Licht mehr gesehen hast. Ich kenne den auch, den dunklen Tunnel, aber irgendwer drückt mir immer eine Taschenlampe in die Hand. Ich hätte am liebsten mein ganzes Geld in Taschenlampen investiert, dir alle Taschenlampen dieser Welt gekauft, um dich vor der unerträglichen Dunkelheit zu beschützen.

Ciao Cool Girl

Ich dachte immer ich sei ein Travel Girl, jede freie Minute nutzend, um den nächsten Trip zu planen, niemals im Hotel, wie uncool, sondern irgendwo, wo es aufregend ist. Als meine Luftmatratze letztes Jahr beim Campen im Zelt in Frankreich mitten in der Nacht die Luft verloren hat, habe ich mich ins Hotel gewünscht und mir geschworen, dass ich nurnoch Luxus Camping mache in Zukunft. Ich neige dazu, diese Gedanken zu vergessen und Dinge retrospektiv zu verklären. Campen, wie romantisch, und auf dem Boden schlafen ist doch gar nicht so schlimm. Ich nehme mich also als richtiges Camping-Girl war, einen Karabiner immer am Schweizer Taschenmesser tragend, mit einem stählernen Magen, der Leitungswasser von überall verträgt.

Und danach?

Und danach? Zwischen Postmaterialisten und Politikern, die mit Privatjets zu Hochzeiten fliegen, auf denen Punks neben Bundeskanzlern Fischbrötchen essen, ist es gar nicht so leicht, sich zu orientieren. Das Metaverse überflutet unsere Realität mit Möglichkeiten und ab und zu bleibt etwas in unserem Aufmerksamkeitsnetz länger hängen als einen Swipe lang. Meistens sind das die Urlaubsbilder von der Freundin, die schon seit zwei Jahren mit dem… Weiterlesen »Und danach?

(Post)-Essstörung

(Post)-Essstörung: Diese Hose ist für Kinder Nach langer Zeit zwischen Systemkritik und politischen Kommentaren möchte ich hier mal wieder eine ganz persönliche Geschichte aus meinem Leben teilen. Es geht um meine frühere Magersucht und wie sie heute immer noch manchmal Einfluss auf mein Leben hat. Es geht um Schönheitsideale, Körperwahrnehmung und Hormone, Perfektionismus, Leistungsdruck, Selbstwert, und wie schwer es ist, seinen ganz eigenen Platz zu… Weiterlesen »(Post)-Essstörung

Cannabis Legalisierung

Gedanken zur Legalisierung Ich bin 13 und habe noch nie gekifft, uncool, sagt jemand, und ich fühl‘ mich schlecht. Ich bin 16 und auf einer Hausparty. Wir sind jung, betrunken und ein bisschen zu cool für die Welt. Einer von den Jungs krümelt eine Cannabis-Blüte auf den Tabak, den er vorher aus einer Zigarette gebröselt hat und rollt einen Joint. Wir sitzen im Kreis und… Weiterlesen »Cannabis Legalisierung

akademischer Wettlauf

Wer ist am krassesten? Vielleicht meine anxiety. „Ist es hilfreich ein Empfehlungsschreiben mitzuschicken, oder eher nicht?“ Die junge Frau vor dem Bücherregal schaut aufgeregt in die Kamera. „Wie?“ fragt die Dozentin. „Naja, ist die Wahrscheinlichkeit dann höher, dass man genommen wird?“ Ich schaue auf die kleinen Rechtecke, die Zoom mir an der Seite meines Bildschirms zeigt. Die anderen Seminarteilnehmenden hören aufmerksam zu, schreiben, nicken. „Motivationsschreiben… Weiterlesen »akademischer Wettlauf

oh Berlin

oh Berlin Berlin ist eine skurrile Stadt. Ich habe lange hier gelebt, bin mit der Stadt geflossen und habe mich in ihrer Zerstreuung zu Hause gefühlt. Jetzt ist alles anders und anders ist dabei keine verallgemeinernde Radikalisierung. ALLES IST ANDERS. Ich bin anders. Ich fließe nicht mehr mit den Rolltreppen der U-Bahn-Höfe und den Menschen, die sich durch den inneren Ring drängen, Fußwege und Straßen… Weiterlesen »oh Berlin

Druck im Kopf

Druck im Kopf „Ich kann mich nicht konzentrieren“, schreibe ich auf einen Fetzen des Blattes Papier, auf das ich seit Minuten starre, ohne etwas darauf zuschreiben. Ich falte den Fetzen zusammen und schiebe ihn auf den Tisch von P., der neben mir in der Bibliothek sitzt. Es ist Sonntag, jeder Platz ist belegt, die Sonne scheint, es ist Klausurenphase, 29 Grad und nur Druck im… Weiterlesen »Druck im Kopf

Nihilistischer Optimismus

Ist wirklich alles irgendwie egal? Über die unerträgliche Leichtigkeit des Seins „Und, wie findest du das Buch?“ Ich sitze im ICE von Berlin nach Stuttgart, gegenüber von mir ein Kerl, Mitte 30, der erst mein Buch und dann mich mustert. „Ich habe selbst zehn Jahre in einer polygamen Beziehung gelebt. Ich finde das Buch nicht so gut, das ist sehr realitätsfern“, sagt der Kerl in… Weiterlesen »Nihilistischer Optimismus

Stadtflucht

Wie ich lernte mein Dorf zu lieben „Und, wann geht’s wieder in die weite Welt?“ Ich schaue E. an. Mein Hund liegt auf der Wiese und beißt den Frühblühern die Stängel ab, die Luft riecht nach Frühling. E.‘s Augen strahlen, er sagt, dass er sich freut mich zu sehen. Dass er meine Texte in der Zeitung gelesen hat, „immer nur auf Achse“, sagt er. Ich… Weiterlesen »Stadtflucht